Prävention und Gesundheitsförderung

Unter Prävention wird in neuerer Literatur vor allem Primärprävention, als Vorbeugung vor Erkrankungen verstanden, während Gesundheitsförderung eher Gesunderhaltung und Gesundheitsstärkung als Ziele formulieren (Haisch et al., 2003).

Metaanalysen von Adipositas- und Esstörungsprogrammen zeigten, dass bisher nur wenige, nämlich 6 von 38 in die Untersuchung einbezogenen Programme zu einer dauerhaften Reduktion von Risikofaktoren führten (Stice und Shaw, 2004).

Die Zielgruppen werden von Ebbeling et al. (2002) in einem Artikel im Lancet zusammengefasst: Die „Ansatzpunkte für eine effiziente Vorbeugung und Behandlungserfolge liegen in Veränderungen im häuslichen Umfeld, der schulischen Erziehung, dem Stadtbild, im Gesundheitswesen, Marketing und Medien sowie der Politik“.
Vergessen darf man dabei selbstverständlich nicht die Lebensmittelindustrie, die Gestaltung von Supermärkten, Buffets im Umkreis etc., da das Essverhalten von Menschen, wie Levitsky es unter dem Titel „The non-regulation of food intake in humans“ ausdrückt – „appear to be more responsive to the external environment than internal biological cues“ (2005, 19).

Dem entspricht das inzwischen als State of the Art (übereinstimmend als wissenschaftlich fundiert anerkannte Vorgehenswseise) zu bezeichnende Vorgehen die Makro- und Mesoebene in Präventions- und Gesundheits-förderungsprojekte einzubeziehen, wie dies etwa im „Zwiebelmodell“ (Naidoo & Willis, 2000, S. 29; Nething et al.,2006) dargestellt wird.
Auf der Makroebene wissen wir allerdings, dass bevölkerungsweite Aufklärungskampagnen meist das Wissen der Angesprochenen verändern, selten aber deren Handeln (vgl. u.a. Haisch et al., 2003). Auch dies wird in unserem IN Form Programm berücksichtigt. In Form

Prävention erfolgte und erfolgt ähnlich wie die Beratung meist auf gesundheits- und klinisch psychologischer Basis. Es sollte aber ebenso empirisch gut abgesicherte Theorien aus der Sozialpsychologie etwa zum Thema Einstellung, Verhalten, Kommunikation enthalten.
Neue, auf sozialpsychologischer Basis entwickelte Vorgehen, zeigten die besten Ergebnisse in verschiedenen Feldern.

Information über Essen, über Essstörungen und Adipositas sowie Ernährungs- und Bewegungsberatung sollte ebenso wie die Therapie von Adipositas nur im Rahmen interdisziplinär vernetzter Modelle (gemeinsames Auftreten reicht nicht) mit ExpertInnen aus Medizin, Psychologie, Sport- und Ernährungswissenschaften erfolgen.

Für diese Modelle ist die Kenntnis der Vernetzung und der psychischen Prädiktoren der Essprobleme ein unverzichtbarer Teil.

Präventive Maßnahmen sollten daher stets von Therapeuten / Trainern durchgeführt werden, die sich des Risikos der hohen Komorbidität mit Essstörungen oder der Symptomverschiebung bewusst sind und damit umgehen können.

 

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Literatur

Ebbeling, C. B., Pawlik, D. B., & Ludwig, D. S. (2002). Childhood obesity: public-health crisis, common sense cure. Lancet 360, 473-482.

Haisch, J. (2003). Gesundheit und Prävention. In Auhagen, E. & Bierhoff, H.-W. (Hrsg). Angewandte Sozialpsychologie. 1. Aufl. S.533-553. Weinheim, Basel, Berlin: Beltz

Levitsky, D. (2005). The non-regulation of food intake in humans. J of Physiology & .Behavior 86 (5), 623-632.

Naidoo, J. & Willis, J. (2000). Lehrbuch der Gesundheitsförderung. Dt. Ausgabe 2003. Hamburg: Verlag für Gesundheitsförderung.

Nething, K., Stroth, S., Wabitsch, M., Galm, C., Rapp, K., Brandstetter, S., Berg, S., Kresz, A., Wartha, O., & Steinacker J., M. (2006). Primärprävention von Folgeerkrankungen des Übergewichts bei Kindern und Jugendlichen. Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin, 57 (2), 42-45.

Stice, E. & Shaw, H. (2004). Eating disorder prevention programs: A meta analytic review. Psychological Bulletin, 130, 206-227.